
Warum ich schreibe?
Anfang der 80er Jahre – ich verschlang gerade jeden Horror-Roman, den ich in die Finger bekommen konnte (Gruselkrimi, Gespensterkrimi, Geisterkrimi, Vampir-Horrorroman, John Sinclair) – regte sich in mir der unstillbare Wunsch, mich durch einen eigenen Roman „unsterblich“ zu machen und in einer Reihe mit den mir so verehrten Autoren zu stehen.
So motiviert begann ich, eine dystopische Geschichte mit Vampiren, Monster-Vampiren, Ratten, Nazis und dämonischen Bandwürmern zu schreiben. Im Laufe der Jahre wuchs nicht nur ich, sondern auch mit mir diese Geschichte und im Glauben daran, ein literarisches Meisterwerk – oder zumindest eine lesenswerte Story – geschaffen zu haben, schickte ich diesen Roman an etliche damals führende Verlage.
Leider schickten mir die meisten davon mein Manuskript ungelesen zurück und die Kritik derer, die es gelesen hatten, war verheerend. Na ja, eigentlich konstruktiv und von gutem Willen beseelt, aber für einen jungen Mann, dessen Autoren-Träume zerbrachen, war es niederschmetternd.
Der Roman verstaubte über die folgenden Jahre auf meinem alten Laptop sowie ausgedruckt ruhend in einer Schublade neben einer Sicherungskopie auf 3,5“-Diskette.
Da man die Ideenschmiede im Kopf aber nicht ausschalten kann, überkam mich eines schönen Tages nachfolgende Storyline:
Der Teufel zettelt im Himmel einen Krieg gegen Gott an. Er verliert den Krieg und wird – ohne jegliche Erinnerung an sein früheres Dasein – auf die Erde geschleudert. Hier heiratet er, wird Vater und ein angesehenes Mitglied einer Kirchengemeinde. Dann dämmert es ihm langsam, wer er ist…
Und dann dachte ich mir: Und wenn es am Ende gar nicht der Teufel war, der den Krieg im Himmel verloren hat?
Diese Frage ließ mich nicht los und ich skizzierte auf dem alten Laptop das Gerüst der Geschichte. Nicht mehr als ein paar Absätze, Szenen, Überlegungen. Alles in allem nur 3-4 Seiten.
Wie es oft so spielt, überfielen mich die Dämonen der Prokrastination und diese Story blieb wieder liegen. Mein Leben begann. Ich baute ein Haus, heiratete, pflanzte Bäume, wurde Vater von vier wunderbaren Kindern und vergaß ein weiteres Mal, ein Romanautor werden zu wollen.
Meine älteste Tochter fragte mich dann eines Tages, ob sie den „Roman mit den Ratten“ (meine Frau erzählte ihr davon) lesen dürfe. Ach ja, der Roman. Inzwischen war mir mit beginnender Altersreife dieses „Werk“ eher peinlich, als dass es mich mit Stolz erfüllte und ich sagte: „Ja, sicher doch, aber lass mich die Geschichte erst nochmal überarbeiten.“
Und so setzte ich mich hin, las, strich Szenen weg… und erkannte sehr schnell, dass ich mich auf einem Holzweg befand.
Aber da war ja noch die Geschichte mit Gott und dem Teufel.
Es war inzwischen Januar 2021 und wir steckten mitten in der Pandemie. Meine Frau und ich entwickelten uns zu fleißigen Spaziergängern und erkundeten fast jedes Wochenende ein neues Eck in unserer schönen voralpenländischen Heimat. Da ich außer Wandern keine andere Freizeitbeschäftigung im Lockdown hatte, holte ich die oben genannten Seiten hervor und begann, darauf aufbauend erneut zu schreiben.
Nach einem halben Jahr war die Geschichte erzählt. Ich feilte hier, ich feilte da, und schließlich war da noch dieser eine, letzte Schritt: An welchen Verlag sollte ich das Manuskript schicken? Und sollte ich das überhaupt wagen?
Ein weiteres halbes Jahr blieb der Roman liegen.
Ich las immer noch gerne. Als ich mir endlich ein Herz fasste und mir selber befahl, mein Werk an einen Verlag zu schicken, hatte ich gerade einen Horror-Roman des Apex-Verlages in Händen. Ich besuchte die Website und klickte auf die Zeile: MANUSKRIPT-EINREICHUNG. Die Würfel waren gefallen und das .pdf-File auf dem Weg.
Einige Wochen später erhielt ich eine E-Mail, die mir einen gehörigen Schock versetzte. Darin stand: „In der Tat gefällt uns der Roman ausgesprochen gut, weswegen wir ihn sehr gern veröffentlichen wollen.“
Da ein perfekter Kreis immer geschlossen ist, stehe ich jetzt auf der Autoren-Liste des Apex-Verlages, unter anderem neben dem bedauerlicherweise kürzlich verstorbenen A. F. Morland.
Einem der „Helden meiner Jugend.“
Rott am Inn, ….
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